Steinmandl sind aufeinandergestapelte Steinhaufen, die den Wanderern den Weg weisen. Es gibt sie auf der ganzen Welt. Neben ihrer wichtigen Aufgabe sind sie auch schön anzuschauen. In Südtirol, nicht weit weg von Meran, gibt es einen Berg auf dem sich Hunderte dieser Steinzeichen befinden, die Stoarnernen Mandln (1.968m).
Ich habe mir diese Tour ausgesucht, weil ich Steinmandl mag und weil sie vergleichsweise leicht ist. Mir steckt immer noch die Tour auf die Mutspitze in den Beinen. Dieses mal bin ich alleine unterwegs. Das passiert nicht oft, da ich in den Bergen lieber in Gesellschaft bin. Doch irgendwie freu ich mich drauf diesmal ganz viel Wanderzeit für mich zu haben.
Mit dem Bus fahre ich nach Hafling, wo die Haflinger Pferde herkommen. Souverän verpasse ich meine Bushaltestelle und steige eine Station später aus. Zum Glück muss ich nicht durch den Tunnel, sondern kann auf einem Wanderweg nach Hafling Dorf (1.300m) gehen. Von dort geht es erst einmal auf dem Wanderweg 2 zur Wurzeralm (1.707m). Der Pfad führt durch den Wald über Wurzeln und Steinplatten. Vor der Alm begrüßt mich eine Herde Kühe. Die Wanderer vor mir gehen zügig weiter, ich lasse mich von dem sonnigen Wetter und der Akkordeonmusik zu einer Pause auf der Terrasse überreden.
Eine Apfelsaftschorle später bin ich wieder auf dem Weg. Die nächste Station ist die Vöraner Alm (1.837m). Ich beginne kulinarische Pläne zu schmieden, Mittagessen auf der Vöraner Alm und auf dem Rückweg auf der Leadner Alm (1.540m) Kuchen. Richtig, drei Almen gibt es auf der Tour, ein weiterer guter Grund sie zu machen.
Es geht durch ein Gatter. Hinter mir höre ich zwei Mountainbiker. Da es leicht runter geht, warte ich kurz, um den Radlern das Tor aufzuhalten. Gute Tat für heute, check. Der Pfad führt in leichter Steigung durch den Wald. Ich entdecke einen Baumstamm mit einem Loch in Herzform. Als ich ihn erreiche, erkenne ich, dass es ein Stuhl ist. Ich lächle ohne mich hinzusetzen.
Bald bin ich aus dem Wald heraus und erreiche die Vöraner Alm. Bevor ich einkehre will ich jedoch auf den Gipfel zu den Stoarnernen Mandln. Ich bleibe auf dem Wanderweg 2, der deutlich breiter geworden ist. An Almwiese entlang wandernd genieße ich den herrlichen Blick auf die Südtiroler Berge. Ein großer Steinhaufen weckt die Vorfreude auf das Ziel.
Beim Auener Jöchl (1.926m) geht es weiter auf dem Wanderweg 23. Es ist deutlich mehr los als auf der Tour zur Mutspitze. Viele sind mit dem Mountainbike unterwegs. Auch drei Reiter bekomme ich zu sehen.
Über eine Holztreppe mit hilfreicher Baumgabel steige ich über einen Zaun. Es sind noch wenige Höhenmeter bis zur Gipfelkuppe. Die Steinmandl sind jetzt schon zu sehen. Der ganze Berg steht voll. Es ist großartig. Ohne Ordnung stehen kleine, neben mittleren, neben mannshohen Steinhaufen. An manchen Stellen fügen sich die Steinhaufen zu Mauern zusammen. Ein Holzbalken mit drei Querbalken markiert den höchsten Punkt des Bergrückens.
Es ist viel los bei den Stoarnernen Mandln. Familien und Gruppen junger Erwachsener sitzen mit ihrem Picknick zwischen den Steinhaufen. Menschen wandern mit ihren Kameras an den Steinmandln vorbei auf der Suche nach einem guten Ausschnitt. Ich mittendrin.
Die Rundumsicht ist herrlich. Bis zu den Dolomiten kann man sehen. Manche der Steinmandl sollen bis in die Steinzeit zurückreichen und Hexentänze soll es im Mittelalter auch gegeben haben. Ich suche mir ein hübsches, ruhiges Plätzchen, mache Brotzeit und freue mich hier zu sein.
Der Abstieg verläuft auf dem gleichen Weg. Beim Auerner Jöchl könnte man auf dem Wanderweg 11 direkt zur Leadner Alm. Da der Weg auf der Karte nach Forstweg aussieht, wähle ich den Weg auf dem ich gekommen bin zurück zur Vöraner Alm. Dort angekommen bin ich immer noch satt von der Brotzeit. Also wandere ich weiter auf dem Weg 11A, der hinter der Alm beginnt, bis zur Rosshütte, kreuze den Weg 2A und gelange schließlich auf Weg 11. Auch wenn der Weg nie schwierig ist, er ist lang. Ich spüre meine müden Füße.
Zum Glück verläuft ein schmaler Wanderpfad entlang der Forststraße. Damit bleibt der Weg angenehm. Trotzdem reicht es mir langsam, jetzt ein Mountainbike haben, das wär was. Auf dem Pfad liegen plötzlich Blaubeeren. Mein Herz hüpft, doch ich finde keine Blaubeersträucher. Die Beeren hat wohl ein Wanderer verloren.
Und wo ist jetzt eigentlich diese Leadner Alm. Ich hab natürlich vergessen nachzuschauen, wann der letzte Bus fährt. Ein wenig nervös werde ich schon. Plötzlich sehe ich zwei leuchtend rote Liegestühle. Da würde ich mich jetzt auch gerne reinlegen. Ich brauche dringend eine Pause, daher wische ich meine Sorge um den letzten Bus weg und bestelle mir an der Leadner Alm einen Cappucchino und einen Zwetschgendatschi.
Mittlerweile hab ich herausgefunden, wann mein Bus fährt. Ich muss mich beeilen. Das letzte Stück nach Hafling Dorf auf dem Weg 16 zieht sich. Es geht sanft bergab und wieder hoch. Das ist der Nachteil dieser Runde, sie ist verdammt lang. Ich rufe hurra als ich endlich die Busstation sehe. Genau richtig, in 15 Minuten kommt der Bus nach Meran.
Gut zu wissen
Die Wanderung von Hafling Dorf zu den Stoarnernen Mandln ist eine einfache Tour, die jedoch aufgrund der Länge etwas Ausdauer benötigt. Hafling ist von Meran mit dem Bus gut zu erreichen (einfache Fahrt 2,00€). Einkehr ist möglich in der Wurzer, der Vöraner und der Leadner Alm.
Tolle Fotos, macht wie so oft Lust aufs Wandern! Und drei Almen zum Einkehren ist ziemlich verführerisch ;-)
Wichklich ein toller Bericht und die Bilder! Da bekomme ich direkt wieder lust die Schuhe zuschnüren! Werde in der kommenden Woche nach Schenna Meran aufbrechen und dort 2 Wochen den einen oder anderen Kilometer wanderen. Natürlich darf dabei die einkehr auf der einen oder anderen Alm nicht fehlen, freue mich schon sehr auf die kommende Zeit!
Gruß Sven