God jul! Weihnachten in Schweden

In Nordschweden ist weiße Weihnachten garantiert. In München hat es dieses Jahr am Tag vor Heiligabend fast schon frühlingshafte Temperaturen. Wer Schnee sehen möchte, muss schon in die Berge fahren. Fast sehnsüchtig denke ich an ein schwedisches Weihnachtsfest zurück, das ich vor drei Jahren mit meinem guten Freund Olaf und seinen schwedischen Freunden verbringen durfte.

Olaf wohnt in Skelleftehamn an der Ostseeküste nicht weit von Skellefteå. Skellefteå wiederum liegt in etwa zwischen Umeå und Luleå. Den Heiligabend (auf Schwedischen Julafton) verbringen wir in Båtfors, dass etwa 70 km landeinwärts direkt am Fluss Skellefteälven liegt. Von dem Fluss ist allerdings nicht viel zu sehen. Er ist zugefroren und schneebedeckt. Nur das höher gelegene Ufer und die fehlenden Bäume lassen erkennen wo der Skellefteälven verläuft.

Der zugefrorene Skellfeälvn am Morgen

Der zugefrorene Skellfeälvn am Morgen

Am Morgen des 24.12. gehen wir kurz nach neun raus zu einem Weihnachtsspaziergang. Wer glaubt, dass wir dazu Stirnlampen brauchen, irrt. Zwar sind die Wintertage in Nordschweden kurz, doch hell wird es allemal. Und ich sag euch, das nordische Winterlicht ist einfach nur herrlich. Das Thermometer zeigt -25° C. Wer nun glaubt, dass wir im Handumdrehen erfrieren, irrt ebenfalls. Ich habe noch nie in Schweden gefroren, zumindest nicht so wie ich es in Deutschland getan habe. Das liegt sicher daran, dass es sich hier lohnt gute Winterschuhe und einen warmen Winterparka zu tragen, aber auch daran, dass sich die Kälte anders anfühlt, viel trockener und dadurch viel wärmer als in einem Deutschland um die 0° C. Klingt komisch, ist aber so.

Schwedisches Winterwunderland

Schwedisches Winterwunderland

Da wir weder Schneeschuhe noch Skier dabei haben, bleiben wir auf dem gespurten Fahrweg und spazieren an Tannenwäldern vorbei. Die Luft fühlt sich so unglaublich frisch an, warum genau mögen manche Menschen den Winter nicht? Durch die Kälte legt sich Raureif auf unsere Mützen, Haare und Wimpern.

Raureif legt sich auf Haare und Wimpern (Foto: Olaf Schneider)

Raureif legt sich auf Haare und Wimpern (Foto: Olaf Schneider)

Wieder zurück im warmen, gemütlichen, rot gestrichenen Schwedenhaus, stärken wir uns mit warmer Risgrynsgröt, der traditionellen Weihnachtsgrütze. Der süße Milchbrei, der am ehesten mit Milchreis zu vergleichen ist, wird traditionell an Heiligabend gekocht. Eigentlich ist der Brei für die Hauswichtel gedacht als Dankeschön für ihre Hilfe. Wer vergisst ein Tellerchen vor die Tür zu stellen, wird mit einem ganzen Jahr Unglück bestraft. Keine Sorge, wir sind gute Gäste und lassen genug Brei für die Wichtel übrig.

Köttbullar und Prinskorv (Foto: Olaf Schneider)

Köttbullar und Prinskorv (Foto: Olaf Schneider)

Danach helfen wir bei der Vorbereitung des traditionellen schwedischen Weihnachtsessen, dem Julbold. Während es in Deutschland zu Heiligabend meist ein einfaches Essen gibt, bei meiner Familie stehen Kartoffelsalat und Würstchen hoch im Kurs, fahren die Schweden zahlreiche Leckereien auf. Das Julbod ist ein Buffet aus kalten und warmen Speisen. Nicht fehlen darf der Julskinka, der Weihnachtsschinken und Prinskorv, kleine Würstchen die am Anfang und Ende kreuzförmig eingeschnitten in der Pfanne gebraten werden. Dort spreizen sich die Wurstenden, so dass die Prinzenwürstchen kleine Kronen bekommen. Ebenfalls traditionell ist Janssons frestelse (Jansons Versuchung), ein Kartoffelgratin mit Anchovis. Und natürlich gibt es eingelegten Sil (Hering), Lachs, Käse, mit Krabben gefüllte Eier, Kartoffeln, Köttbullar, Salate, Knäckebrot, kalten Elchbraten und viele weitere Leckereien an die ich mich leider nicht mehr erinnern kann, die ich aber sicher gegessen habe.

Julskinka (Foto: Olaf Schneider)

Julskinka (Foto: Olaf Schneider)

Inlagd Sil, hausgemachter eingelegter Hering (Foto: Olaf Schneider)

Inlagd Sil, hausgemachter eingelegter Hering (Foto: Olaf Schneider)

Traditionell werden erst die kalten Fisch- , danach die Fleischgerichte und zum Schluß die warmen Speißen gegessen. Oder man nimmt sich einfach das worauf man Lust hat. Zu erwähnen, dass alles superlecker ist, ist fast schon Formsache. Mir gefällt das vergleichsweise unkomplizierte Buffet, bei dessen Vorbereitung alle mithelfen können und zu dem jeder etwas beitragen kann. Ich hatte übrigens eine Linzertorte mitgebracht, die es traditionell in meiner Familie zu Weihnachten gibt. Wir trinken Julmost, ein Limonadengetränk, dass es in der Weihnachtszeit gibt und dabei in Schweden so populär ist, dass die Verkaufszahlen von Coca-Cola in dieser Zeit sinken.

Kaltspeisen unseres Julbold (Foto: Olaf Schneider)

Julbold, und das sind nur die Kaltspeisen (Foto: Olaf Schneider)

Nach dem Essen versammeln sich alle um den Weihnachtsbaum. Auch in Schweden wird Weihnachten im Kreise der Familie gefeiert, vier Generationen sitzen an diesem Abend zusammen. Und wir mittendrin. Ich bin sehr dankbar für die Gastfreundschaft. Auf einmal klopft es an der Tür. Jultomte, der Weihnachtsmann, ist da und verteilt die Geschenke. Ich freue mich wie ein kleines Kind. Die Geschenke sind beschriftet: „God Jul Olaf önskar Sonya“ – zu deutsch „Frohe Weihnachten Olaf wünscht Sonya“. Damit weiß Olaf, dass das Geschenk von mir ist. Leider haben Olaf und ich unsere Geschenke falsch beschriftet, so dass wir unsere Geschenke nochmal tauschen bevor wir sie auspacken.

Danach spielen wir Julklapp, die schwedische Version des Wichtelns. Jeder der eine eins oder sechs würfelt darf sich ein Geschenk nehmen. Sobald alle verteilt sind, werden diese ausgepackt und vorgestellt. Danach wir weiter gewürfelt. Diesmal darf man bei einer eins oder einer sechs ein Geschenk vom Anderen klauen. Ein großer Spaß, da einige Geschenke kräftig hin und her geklaut werden.

In Schweden ist der Heiligabend der wichtigste Weihnachtstag. Ich denke jedes Jahr sehr gerne an mein schwedisches Weihnachtsfest zurück. Dieses Jahr werde ich Weihnachten mit meinen Eltern in München verbringen, ohne Schnee und ohne Jultomte. Schön wird es trotzdem, ist es doch ein Geschenk Weihnachten gesund und mit geliebten Menschen verbringen zu dürfen.

In diesem Sinne wünsche ich euch „God jul“, ein frohes Weihnachtsfest.

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Vielen Dank an unsere Gastgeber für die wundervolle Einladung und an Olaf, der mir einen Teil seiner Fotos für den Blog zur Verfügung gestellt hat. Seine Version von Weihnachten in Båtfors könnt ihr in seinem lesenswerten Blog Nordwärts lesen.

Weihnachten in Schweden ist mein Beitrag zur Blogparade Weihnachtsbräuche – so feiert man Weihnachten in …

4 Replies to “God jul! Weihnachten in Schweden”

  1. Olaf

    Das war ein wirklich besonderes Weihnachtsfest, an dass ich gerne wieder zurückdenke. Auch für mich war es das erste Mal „jul“ in Schweden. Schön, davon einmal wieder neu zu lesen.

    Kommt gut ins neue Jahr!

    Antwort
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