Bishop and Clerk, Maria Island, Tasmanien
In Christchurch habe ich im Schaufenster eines Kleidungsgeschäftes folgendes gelesen: „Do one thing a day that scares you“, mache jeden Tag etwas vor das du dich fürchtest. Wie wertvoll dieser Rat ist, habe ich erst einige Tage später in Tasmanien gelernt.
Wenn ich ehrlich bin hat mir der Gedanke nach Australien zu gehen etwas Angst gemacht. Nirgendwo leben so viele giftige und lebensgefährliche Tiere wie in Australien. Hinzu kommt, dass ich Spinnen extrem ecklig finde, da ist mir schon fast egal ob giftig oder nicht. Und so bin ich mit dem Gefühl nach Australien gereist, dass ich nichts von dem machen kann, was in Neuseeland so selbstverständlich für mich geworden ist. Wandern oder zelten zum Beispiel. Gefühlt kann man Down Under an jeder Ecke sterben. Das ich alleine unterwegs bin hat meine Angst noch verstärkt, besonders was das Thema Bush Walking, wie Wandern in Australien genannt wird, angeht.
Doch Tag für Tag bin ich mutiger geworden. Auf der Tasman Peninsula habe ich zum ersten Mal mein Zelt aufgeschlagen. Meine Wanderschuhe zur Sicherheit über Nacht im Auto gelassen, damit keine Spinne reinkrabbeln kann und immer brav unter dem Klodeckel geschaut, ob sich kein Ungetier dort versteckt hat. Klappte prima.
Auf Maria Island, einer wundervollen Insel zwischen Tasman Peninsula und Freycinet Nationalpark war ich mit dem Zelten schon ganz routiniert. Nun blieb die Frage mit dem Wandern. Die Halbtagestour auf den Gipfel von Bishop und Clerk hatte es mir angetan. Mein Enthusiasmus wurde jedoch im Keim erstickt, als mir ein Franzose erzählte, dass er die Tour gemacht und dort eine Tiger Shake (Tigerotter) seinen Weg gekreuzt hat. Ofensichtlich hat er die Begegnung überlebt, doch in mir brodelte die Angst. Am nächsten Morgen entschied ich mich, die Tour zu gehen. Ich könne ja umkehren, wenn ich mich unwohl fühle oder eine Schlange sehe.
Mit wild klopfendem Herzen wanderte ich durch den Wald, als der breite Pfad immer schmaler wurde, fühlte ich mich etwas unwohl. Doch ich bin weitergegangen. Dann kamen Steine und Felsen. Es war warm und sonnig. Bestes Schlangenterrain. Bumm bumm, bumm bumm, bumm bumm, machte mein Herz. Plötzlich eine Bewegung, Schreck, Herzstillstand, eine Eidechse, puh.
Ich bin weitergegangen, obwohl ich Angst hatte. Und schließlich stand ich auf dem Gipfel von Bishop und Clerk, ganz alleine und fühlte mich großartig.
Das Foto habe ich als Wochenfoto ausgewählt, da es für mich eine meiner prägendsten Erlebnisse auf der Reise symbolisiert. Meine erste Sologipfeltour in Snaky Australia bei der ich meine Furcht überwunden hatte. Und weil ihr auf dem Foto zwei meiner Lieblingsorte in Tasmanien seht: Maria Island und in der Ferne die Freycinet Peninsula.
Auf dem Weg nach unten war ich übrigens bereit eine Schlange oder Spinne zu sehen. Ich hatte meinen Mut gefunden und wusste, dass ich die Situation irgendwie meistern werde. Ich habe keine Schlange gesehen und auch keine Spinne. Keine einzige, auf meiner ganzen Australienreise.
Vor was hast du dich gefürchtet und es trotzdem getan? Erzähl mir deine Geschichte in den Kommentaren.
Die Zukunft gehört den Mutigen! Gut gemacht :)