Nach einer Pause wieder weiterzumachen fällt so unglaublich schwer. Mir zumindest. Noch schwerer, wenn es eine lange Pause ist. Daher steige ich am liebsten ohne Pausen auf einen Berggipfel, dafür langsam und kontinuierlich. Das mit der Kontinuität beim Bloggen hab ich nie so richtig hinbekommen. Und dann dachte ich, mach mal eine kurze Pause, es steht gerade so viel an. Und plötzlich sind eineinhalb Jahre rum.
Während sich mein Blog im Dornröschenschlaf befand, habe ich mich aufgemacht auf meine wichtigste und abenteuerlichste Reise. Davon möchte ich dir heute erzählen.
Es war einmal am Lake Manapouri in Neuseeland
Diese Geschichte hat eine Vorgeschichte und damit möchte ich beginnen. Es war Anfang Januar als mein Freund und ich nach einem wundervollen Ausflug zum Doubtful Sound am Seeufer des Lake Manapouri sassen. Ich befand mich auf meiner Auszeitreise und mein Freund kam zu Besuch und reiste ein paar Wochen mit mir. Das hört sich recht unspektakulär an. In Wirklichkeit ist es etwas Besonderes, denn mein Freund wollte gar nicht ans andere Ende der Welt reisen. Er hat es trotzdem getan, wegen mir.
An diesem Abend kniete er vor mir nieder und fragte mich, ob ich ihn heiraten möchte. Ich war im ersten Moment total überfordert, hatte absolut nicht damit gerechnet und sprach, nach einigen Schrecksekunden für meinen Freund, ein OK aus.
Nach meiner Neuseelandreise bin ich mit meinem Verlobten zusammen gezogen. Doch statt uns in Hochzeitsvorbereitungen zu stürzen, haben wir unsere gemeinsame Zeit einfach genossen. Während heiraten für andere Frauen das Herzensthema schlechthin zu sein scheint, war mir das Thema Hochzeitsplanung irgendwie lästig. Der Gedanke an weiße Kleider und mehrstöckige Torten löste bei mir eher Schnappatmung aus. Und so gingen die Monate ins Land.
Im Oktober 2016 haben wir dann endlich im kleinen Kreis Ja zueinander gesagt. Da war ich bereits im sechsten Monat schwanger.
Das größte Abenteuer meines Lebens
Ende Januar 2017 ist unser Sohn gesund zur Welt gekommen. Und auch wenn es pathetisch klingen mag, die Geburt meines Sohnes ist die bisher größte Leistung meines Lebens. Und damit meine ich nicht die Geburt an sich, sondern das Gesamtpaket „Eltern sein“. Ich bin so unendlich dankbar, dass ich diese Erfahrung machen und an ihr wachsen darf.
Die ersten Tage im Krankenhaus wurden auch gleich meine emotionalste und mental schwierigste Zeit. Da ist man eine erwachsene, gestandene Frau, die in ihrem Job hochkomplexe Probleme löst, Teams führt und weiß was sie wie tun muss. Und plötzlich ist man eine blutige Anfängermutter, die keine Ahnung hat, die komplett verplant ist, sich unglaublich dämlich anstellt und sich als totale Versagerin fühlt, weil manche Dinge halt doch nicht einfach so klappen und Zeit brauchen.
Am zweiten Tag nach der Geburt habe ich dann mein Lächeln verloren, zumindest das halbe. Aufgrund einer Gesichtslähmung war meine rechte Gesichtshälfte komplett bewegungslos. So sehe ich auf unseren ersten Familienfotos wie eine alte, verquollene Hexe aus. Mein Mann hatte mich liebevoll seinen Botox-Schaden genannt.
Ich war so fertig wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich glaube, ich habe die ersten Tage kaum geschlafen und viel zu wenig gegessen. Erst als ich zuhause war konnte ich durchatmen und mich mit der notwendigen Gelassenheit und der Rund-um-die-Uhr-Unterstützung meines Mannes auf meine neue Rolle als Mutter einlassen.
Nach etwas mehr als vier Wochen war mein Lächeln wieder vollständig zurück und ich um eine Erfahrung reicher. Im Nachhinein bin ich dankbar, dass es bei mir Komplikationen und nicht bei meinem Baby gab. Ja, man denkt nicht mehr als erstes an sich sondern an sein Kind.
Wir haben das Glück, dass wir ein Anfängerbaby haben, also ein Baby für Anfänger, dass unglaublich geduldig mit uns ist und die meiste Zeit eine extrem gute Laune hat. Alle Horrorgeschichten frischgebackener Eltern können wir nicht bestätigen. Natürlich ist so ein Baby fordernd, raubt einem den Schlaf, nimmt einem die ganze Selbstbestimmung und stellt einem mehr als einmal vor Herausforderungen von denen wir im Vorfeld nicht gedacht haben, dass wir sie meistern würden. Doch alles in allem war es nie schwierig. Mal schauen, wie lange das noch anhält.
Wie mein Kind mich verändert hat
Keine Sorge, jetzt kommen keine mein Kind hat alles verändert Reden, denn vieles von dem was ich bin, was mir wichtig ist und was ich gerne tue ist gleich geblieben. Irgendwann hab ich mich selbst gefragt, ob ich mich jetzt als Mutter fühle und konnte es nicht so richtig bejahen weil ich mich nicht wirklich anders gefühlt habe. Ich bin immer noch Sonya, ich bin Mutter, aber eben nicht nur.
Mein Kind hat also nicht alles verändert und doch so einiges. Weil sich mein Fokus geändert hat. Weil es jetzt jemanden gibt, der mir wichtiger als mein eigenes Leben ist. Einen Menschen bedingungslos zu lieben, egal was passiert, das macht etwas mit einem, ob man das möchte oder nicht.
Ich bin dankbarer geworden. Dass unser Kind gesund auf der Welt ist und sich gut entwickelt, dass es mir während der Schwangerschaft und nach der Geburt gut ging, dass wir unserem Kind ein behütetes, sicheres und liebevolles Umfeld ohne Mangel bieten können. Das alles ist keine Selbstverständlichkeit. Es gibt viele andere Geschichten von Menschen, auch in meinem Umfeld, die nicht soviel Glück haben und hatten.
Ich bin (noch) emotionaler geworden. Ich war schon immer nah am Wasser gebaut. Seit mein Kind auf der Welt ist, ist das noch viel schlimmer geworden. Egal ob besonders traurig, besonders schön, besonders berührend, die Tränen kullern jetzt noch schneller über meine Wangen.
Ich bin ängstlicher geworden. Schon während meiner Schwangerschaft hab ich gemerkt, dass ich anfing mir Sorgen zu machen, wenn mein Mann später als angekündigt nach Hause kam. Ich machte mir Sorgen, dass ihm etwas passiert sein könnte. Dieses Gefühl war neu für mich. Diese Art von Angst kannte ich vorher nicht.
Ich bin anspruchsvoller geworden. An mich und an mein Leben. Es gibt einige Dinge, die mir fehlen oder die mich an mir stören. Und ich hatte noch nie so viel Wille das zu ändern oder zu akzeptieren, je nachdem. Bisher mache ich zwar nur kleine Fortschritte, doch das zählt.
Ich bin glücklicher geworden. Jetzt liegt es mir fern zu behaupten, dass Kinder per se glücklich machen oder ein Leben erfüllen. Doch ich merke, wie mich tagtäglich das Glück überströmt wenn ich aufwache und meine zwei Männer selig neben mir schlummern. Wie mein Herz warm wird, wenn mein Kind mich anstrahlt. Ich lebe mehr im Augenblick seit ich Mutter bin. Ich glaube, das ist das Geheimnis meines neuen Glücks.
Unsere ersten Reisen mit Baby
Nicht mal ein Jahr alt hat unser Kind bereits sechs Länder bereist und ist einmal geflogen. Ich war 14 bei meiner ersten Auslandsreise und 27 als ich das erste mal geflogen bin. Naja, unser Baby hat sich das nicht ausgesucht, er musste halt mit.
Mein Mann und ich hatten vier Monate Zeit zusammen, wovon wir zwei gereist sind. Daneben waren wir auch bei einigen Freunden und Verwandten zu Besuch. Wir haben uns bewusst gegen eine Fernreise entschieden. Weil ich mit Baby nicht so lange fliegen wollte. Nicht weil ich glaube, dass das nicht geht, sondern weil ich ihm eine lange Flugreise ersparen wollte. Am Ende ist es auch nicht wichtig, wohin du mit deiner Familie reist, sondern nur, dass ihr die Reise zusammen erlebt und viel Zeit für euch habt.
Ferien am Chiemsee (April, eine Woche)
Unsere erste Reise führte uns nicht weit weg von München an den Chiemsee. Dort verbrachten wir mit meinen Eltern eine Woche in einer Ferienwohnung in Prien am Chiemsee. Meine ersten Ferien mit Eltern seit meiner Jugendzeit. Auch das ändert sich plötzlich, wenn man selbst Kinder hat. Leider spielte das Wetter nicht so mit, es war kalt, regnerisch und es gab sogar Schnee. Trotzdem waren wir viel draußen und haben einige Wanderungen mit Kinderwagen in der Region ausprobiert.
Italien: Toskana und Südtirol (Juni, drei Wochen)
Alle zwei Jahre verbringen wir die Pfingstwoche mit Freunden in einem Haus in der Toskana. Das Haus ist klein weswegen wir auf den Wiesen rundherum zelten und es gibt kein Strom. Dafür jede Menge Entspannung, gutes Essen und gute Gespräche. Da wir mit vier Monaten das jüngste Kind hatte, durften wir im Haus schlafen. Unsere Tage verbrachten wir mit essen, spielen, lesen, wandern und dem ersten Strandbesuch unseres Reisebabys.
Nach der Woche zogen wir weiter in der Toskana und verbrachten weitere sieben Tage in der Maremma. Unser Ferienhaus stand mitten im Nirgendwo und hatte einen riesigen Garten. Nur leider keinen Pool, der wäre bei der Hitze sehr willkommen gewesen. Wir machten einige Ausflüge, verbrachten aber auch viel Zeit einfach nur in unserem Ferienhaus. Für meinen Mann war es ein Ankommen in der Familienzeit.
Auf dem Rückweg stoppten wir für einige Tage in Südtirol. Von Dorf Tirol aus erkundeten wir das Meraner Land und stellten fest, dass uns Berge mehr liegen als Strand und Meer.
Roadtrip durch Südschweden (August/September, fünf Wochen)
Unsere längste Reise führte uns nordwärts nach Südschweden. Wir reisten langsam in kleinen Etappen mit mehreren Nächten an einem Ort. Unsere Unterkunft haben wir spontan unterwegs gebucht. Nach kurzer Zeit entschieden wir uns einige Orte der geplanten Route wegzulassen und lieber noch langsamer zu reisen. Wir wanderten viel, hüpften in Malmö für einen Tag nach Kopenhagen und verbrachten viele gemütliche Spielstunden in unseren Schwedenhäusern. Familie. Zeit. Familienzeit.
Belgrad (Oktober, langes Wochenende)
Von Schweden ging es fast direkt nach Belgrad. Der erste Flug und die erste Reise außerhalb der EU inklusive dem ersten Stempel im Reisepass des Reisebabys. Da wir Freunde, die ebenfalls kleine Kinder haben, besuchten, verbrachten wir gefühlt mehr Zeit beim Essen und auf Spielplätzen als bei klassischen Belgrader Sehenswürdigkeiten. Eine neue Art eine Stadt zu erleben, die mir sehr gefällt. Wir sind begeistert von Belgrad, keine schöne Stadt wie ich von Erzählungen angenommen habe, sondern eine Stadt mit Charakter und sehr freundlichen Menschen.
Das habe ich also die letzten Monate gemacht als es so ruhig war auf meinem Blog und auf meinen Social Media Kanälen. Ich wollte die Zeit einfach für mich und meine Familie haben. Mich voll und ganz darauf konzentrieren. Das war schön und wichtig für mich. Doch jetzt ist auch wieder gut damit. Mich juckt es in den Fingern wieder mehr auf dem Blog zu machen und zu lernen und natürlich jucken die Beine noch mehr von der Welt zu sehen, zusammen mit unserem Kind.
Wie geht es auf soschy on tour weiter?
Thematisch wird das Reisen mit Baby und Kind nun natürlich Einzug auf dem Blog halten. Doch es warten auch noch einige Artikel aus Zeiten des Solo- und Pärchenreisens, die es noch nicht auf den Blog geschafft haben.
Ich überlege darüber hinaus gerade den Blog thematisch zu erweitern. Einfach weil es noch weitere Themen gibt, die mir am Herzen liegen und wo ich meine Erfahrungen und Gedanken mit euch teilen und diskutieren möchte. Ich war lange Zeit nicht glücklich über meinen Blognamen. Jetzt sehe ich ihn als Chance genau diese thematische Erweiterung zuzulassen. Die nächsten Monate werden spannend. In meinem Leben mit Baby, dass bald ein Kleinkind sein wird, und auf dem Blog. Ich hoffe, du bist dabei.