Mit Stefanie stehe ich am Samstag Morgen am Hauptbahnhof. Die BOB haben wir um wenige Minuten verpasst. Warum? Weil der Bahnhof Donnersberger Brücke gesperrt ist und ich das zu spät mitbekommen habe. Mist! 30°C soll es heute werden. Daher entscheiden wir uns dagegen eine Stunde auf den nächsten Zug zu warten und verabreden uns für Sonntag früh.
Kurz nach acht Uhr parken wir das Auto in Neuhaus am Bahnhof. Auf unserem Weg haben wir die geschmückten Boote gesehen die anlässlich des Alt-Schlierseer-Kirchentags nach Fischhausen rudern. Mit der BOB fahren wir nach Geitau, dem Startpunkt unserer Tour. Beim Postgasthof Rote Wand hebe ich dank Stefanie meinen ersten Cache. Vor lauter Quatschen über Geocaching hätten wir uns auch fast verfranzt.
Bei einer Wegbiegung mit einigen Schildern biegen wir rechts in Richtung Geitauer Alm und Aiplspitz ab. Bei der nächsten Schilderansammlung werden wir informiert, dass der folgende Weg Alpine Erfahrung und Trittsicherheit erfordert. Doch erstmal bleibt der Weg einfach. Obwohl es noch früher Vormittag ist, brennt die Sonne bereits kräftig von oben. An der Geitauer Alm genießen wir den Ausblick. Der Fernblick ist vielversprechend und der Wendelstein präsentiert sich von seiner besten Seite.
Ab der Geitauer Alm wird der Weg schmaler, steiniger, noch interessanter. Wir steigen langsam hinauf, die Hitze macht den Pfad nicht einfacher, auch die Bergkiefern geben keinen Schatten.
Es wird immer kraxliger, bald müssen auch die Hände beim Aufstieg helfen. Der Fels ist kühl und der Schweis fließt. Ich finde diesen Abschnitt großartig. Unter den Füßen Fels dazu eine fantastische Aussicht. Steinmännchen in Schlumpfform lassen uns wissen, dass wir genau richtig sind. Ich kann gar nicht damit aufhören zu schauen und zu fotografieren.
Immer weiter steigen wir nach oben bis wir den Aiplspitz Gipfel erreichen. Hach, welch herrliche Aussicht, schöner kann man seine Brotzeit nicht genießen. Stefanie macht sich auch gleich daran die umliegenden Berggipfel zu bestimmen. Der Wendelstein ist natürlich einfach, Rotwand und Taubenstein liegen direkt vor uns, auf der anderen Seite präsentieren sich Risserkogel, Blankenfels, Guffert und der Schinder.
Am Gipfel kommen wir mit drei Herren ins Gespräch die uns um ein Gipfelfoto bitten. Im Gegenzug werden auch wir fotografiert und nehmen sofort die neu gelernte „Frohlocken“-Position ein. Einer der Dreien zeigt uns sein Gipfelbuch, handgeschrieben und mit eingeklebten Gipfelfotos. Ich finde das toll, kann ja auch nicht jeder sein Gipfelglück im Internet dokumentieren ;D.
Irgendwann hat auch die schönste Gipfelrast ein Ende und wir wandern weiter um das felsige Tanzleck herum zum Jägerkamp. Der Weg führt über einen Grat, wieder mit kleinen einfachen Kraxelpassagen, zum Teil mit Seilsicherung die man allerdings nicht zwingend braucht. Ich bin mit meinen Händen lieber am Fels. An einer Stelle mit rotem Pfeil wandern wir geradeaus und wundern uns schnell. Sind wir hier wirklich richtig? Während Stefanie wartet steige ich zurück und gehe rechts am Felsen entlang. So wirklich richtig erscheint mir der Weg nicht. Weiter oben entdecke ich eine rote Markierung doch der Weg dorthin sieht zu abenteuerlich aus. Also wieder zurück. Mittlerweile ist auch Stefanie zum Ausgangspunkt zurück gekommen. Unser Blick streift am Fels nach oben. Wie kann man nur so blind sein, es geht den Fels hoch nicht links oder rechts vorbei.
Wir werfen einen Blick zurück auf die Aiplspitz. Schön steht sie da in ihrer Pyramidenform, abgerundet durch viel Grün und unserem felsigen Gratstück, das wir gerade zurück gelegt haben. Ich grinse über beide Ohren. Was für eine großartige Tour und das Wetter hält hervorragend. Waren laut Bergwetter doch frühe Gewitter vorausgesagt weswegen wir unsere Tour früh begonnen haben. Doch noch ist kein Wölkchen am Himmer zu sehen.
Der Weg wird sanfter und führt über Almwiesen. Vor uns entdecken wir die Schnittlauchmoos Alm vor der Kühe sanft grasen. Was für ein schöner Name für eine Alm. Von hier aus kann man einen kurzen Abstecher zur Benzingspitz machen. Auf der Tour selbst war uns das allerdings gar nicht so klar und daher haben wir auf dieses Gipfelglück verzichtet. Dafür haben wir einen weiteren Cache gehoben.
Es geht wieder bergauf. Glücklich erreichen wir mit dem Jägerkamp unseren zweiten Gipfel. Wir machen nochmal eine kurze Rast und genießen die fantastische Aussicht. Wir blicken auf den Schliersee und freuen uns, da nach unserer Wanderung noch reinzuspringen.
Um halb drei machen wir uns an den Abstieg. Mit Blick auf den Schliersee wandern wir durch einen Latschenhain. Der Weg ist hübsch aber für eine Aufstiegsroute bei weitem nicht so spannend wie unsere. Ein paar Höhenmeter weiter unten schauen wir nach oben und sehen die Wolken quellen. Wir kennen den Wetterbericht und wissen, dass wir schleunigst nach unten kommen wollen. Daher kehren wir nicht an der Jägerbauern Alm ein, auch wenn eine Rast an diesem wunderschönen Ort sehr verlockend ist.
Der Weg bleibt schmal, an manchen Stellen steil und steinig, nicht gerade geeignet um sehr schnell zu gehen. Dafür verlieren wir schnell an Höhe. In der Ferne hören wir schon das Donnergrollen. Es wird dunkler und wir sind froh nicht mehr am Grat oder an einem der beiden Gipfel zu sein. Hoffentlich haben auch die anderen Wanderer das nahende Gewitter erkannt und genug Zeit sich in Sicherheit zu bringen.
Eine Stunde nach Beginn unseres Abstiegs erreichen wir die Spizingstraße. Erste Regentropfen fallen vom Himmel. Wir wissen, dass wir ein Stück der Straße bergab folgen müssen und dann ein Waldweg nach links abgeht, der nach Neuhaus führt. Da der Regen stärker wird, versuchen wir zu trampen. Allerdings ist es schwierig für Autos an der kurvigen Straße zu halten. Wir stehen am Waldweg. Noch 1,25 Stunden nach Neuhaus. Was tun? Wir sehen eine Parkbucht schräg über die Straße und versuchen nochmal unser Glück mit dem ausgestreckten Daumen. Und wirklich, kaum geblinzelt fuhren schon zwei Autos raus um uns mitzunehmen. Wir stiegen in das erste zu einem Paar aus der Gegend von Köln, die in Bayrischzell ihren Urlaub verbringen. Was ich sehr rührend finde, die Frau hätte uns auch ohne rausgestreckten Daumen mitgenommen. Die beiden wandern ebenfalls und wissen aus eigener Erfahrung wie doof strömender Regen und vor allem Gewitter sein kann. Obwohl es nicht ihre Richtung ist, bieten sie uns an uns nach Neuhaus an den Bahnhof zu fahren. An der Mündung, die links nach Neuhaus und rechts nach Bayrischzell führt sehen wir, dass es sich in beide Richtungen staut. Das wollen wir unserer freundlichen Mitfahrgelegenheit nicht antun und steigen daher aus. Wir haben schließlich Regensachen dabei und auf ebener Strecke sind wir sicher schnell in Neuhaus.
Wir ziehen die Regenhülle über die Rucksäcke als eine Stimme fragt: „Wo wollt ihr hin? Sollen wir euch mitnehmen.“ Die beiden Münchner fahren sowieso an Neuhaus vorbei und so stehen wir zwar im Stau, kommen dafür aber trocken am Auto an. Wir freuen uns über die Freundlichkeit und die Hilfsbereitschaft, schließlich erscheint uns das nicht immer selbstverständlich. Für unsere Mitfahrgelegenheiten war es das aber, selbstverständlich zwei Wanderinnen in ihrem Auto mitzunehmen bevor sie pitschnass werden oder gar bei Gewitter durch den Wald hechten. Stefanie war diese Episode unserer Wanderung sogar einen eigenen Blockartikel wert, lesenswert. Im Schliersee haben wir heute übrigens nicht mehr gebadet, dafür gabs ein Eis am Bahnhofskiosk in Neuhaus und die große Freude über unsere fantastische Bergtour, die zum Glück ein gutes und trockenes Ende fand.
Gut zu wissen
Die Wanderung zur Aiplspitze ist eine lohnenswerte Bergtour mit einfachen Kletterpassagen, die allerdings Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordern. Der Startpunkt in Geitau und das Ende in Neuhaus sind mit der Bayrischen Oberlandbahn (BOB) gut zu erreichen. Der Aufstieg von Geitau liegt komplett in der Sonne. Die Bergtour erfordert im heißen Hochsommer viel Schweiß und genügend Trinkvorräte. Zur Aiplspitz führt auch ein Aufstieg von Aurach oder vom Spitzingsattel aus.
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Nachtrag 14.08.: Stefanies Bericht von der Wanderung ist mittlerweile auch auf ihrem Blog Gipfelglück online und ebenfalls sehr lesenswert.
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