Die Mutspitze gilt als einer der besten Aussichtsberge über Meran. Auf dem Gipfel kann der mutige Wanderer eine herrliche Rundumsicht auf die angrenzende Texelgruppe, das Passeier und das Vinschgau, auf Meran und das Etschtal sowie auf die Dolomiten genießen. Doch davor sind 1.500 Höhenmeter zu überwinden. Kürzer geht es mit der Seilbahn Hochmuth. Die meisten Tourenbeschreibungen empfehlen einen Start von der Bergstation aus. Doch das geht definitiv gegen unserer Bergsteigerehre.
Wir fahren mit dem Bus nach Dorf Tirol. Von dort steigen wir in den Bus zum Tiroler Kreuz (806m). Wir steigen auf dem Pfad Nr. 23, der auf der Karte als Muterweg bezeichnet ist, durch den Wald nach oben. Wir freuen uns über die Honigbärchen, die am Wegrand für zwei Euro verkauft werden. Ich mag diesen auf Vertrauen begründeten Handel. Wir kreuzen immer wieder mal die Forststraße und sind froh, dass es einen schönen Wanderweg gibt, der deutlich spannender als die breite Straße ist. Wir erreichen den Oberegghof. An der Felswand steht in roter Schrift Mutspitze. Wir folgen dem roten Pfeil und gelangen zu Steinstufen die wir nach oben steigen.
Wir kreuzen den Weg Nummer 22 und sind kurz danach bei der Mutkopfhütte (1.684m). Die Hütte liegt wunderschön mit Blick auf Meran. Ich trinke eine Limo und suche mir die Kas- und Spinatknödel auf der Karte aus. Doch die soll es erst später geben, vor der langen Rast wollen wir den Gipfel besteigen.
Der Weg geht direkt bei der Hütte weiter, dort erhaschen wir auch einen Blick auf unseren Gipfel. Puh, noch ganz schön hoch. Der Pfad besteht aus Steinplatten mit Holzgeländern. Wer ist bitteschön auf die Idee gekommen? Das ist der Nachteil von Bergtouren in Seilbahnnähe. Es führt wohl dazu, dass Wege auch für Hobbybergspaziergänger ausgebaut werden. Am ersten Abschnitt hat sich neben dem Steinpfad bereits ein Trampelpfad herausgebildet. Klares Zeichen, oder?
Wir sehen eine Menge Grashüpfer in allen erdenklichen Farben. Wo man sie nicht sieht, hört man sie zirpen, Sommersonnenatmosphäre pur. Wir kommen an eine Kreuzung. Der Weg Nummer 22 führt nach recht zu den Spronserseen, eine Tour die sich im Wanderführer ebenfalls sehr lohnenswert las. Wir gehen links, immer weiter dem Weg 23 folgend.
Das Holfzgeländer ist zu Ende, endlich. Mit einem Mal wird der Weg noch schöner, deutlich spannender und angenehmer zu gehen. Mit jedem Schritt geht es weiter nach oben und bietet neue Ausblicke auf eine wundervolle Südtiroler Berglandschaft. Der letzte Abschnitt zum Gipfelkreuz ist felsig aber einfach zu gehen. Mit jedem Schritt ändert sich die Perspektive so dass ich kaum vorwärts komme vor lauter fotografieren.
Wir haben den Gipfel der Mutspitze (2.294m) erreicht. Fast 1.500 Höhenmeter Aufstieg haben wir in unseren Beinen und wir freuen uns, jeder Meter davon hat sich gelohnt. Wer braucht schon eine Seilbahn.
Wir genießen die fantastische Rundumsicht. Dem Ruf als hervorragender Panoramagipfel wird die Mutspitze auf jeden Fall gerecht. Wir schauen auf die Texelgruppe über die leicht dramatisch die Wolken hängen. Schauen ins Etschtal auf Meran und erblicken weiter hinten die Dolomiten. Ein anderer Wanderer kommt von der anderen Bergseite aufgestiegen. Von hier aus sieht der Weg anspruchsvoller aus als unserer. Ich frage von wo er gestartet sei. Begonnen hat er wie wir in Dorf Tirol, er ist allerdings den Hans Frieden Felsenweg hoch. Er fährt weite Kreise auf meiner Karte, und dann noch hier lang und dort lang, ja, alles heute. Ich fühle mich schlecht für mindestens zehn Sekunden. Zum Trost gibt es eine zünftige Gipfelbrotzeit.
Es ist vergleichsweise ruhig auf dem Gipfel. Nur eine Handvoll Wanderer leistet uns Gesellschaft. Kurz vor unserem Abstieg sind wir sogar nur noch zu Dritt. Mit möglichst ruhiger Hand versuche ich ein Panoramavideo aufzunehmen. Das Ergebnis will ich euch nicht vorenthalten.
Wir machen uns wieder auf den Abstieg und gehen auf der gleichen Route bis zur Mutkopfhütte. Auf den Steinplatten läuft es sich bergab leider nicht sehr angenehm. Da ich nach der Gipfelrast nicht mehr hungrig bin nehme ich statt der Knödel ein Eis.
Für den Rückweg wählen wir den Wanderweg 22 zur Hochmuth Bergstation. Unser ursprünglicher Plan war die Seilbahn ins Tal zu nehmen. Jetzt wo wir hier stehen wollen wir doch zu Fuß weiter. Leider stellt sich der weitere Weg erstmal als kleine Enttäuschung heraus. Direkt hinter der Seilbahn fängt eine Baustelle an, der Wanderer wird zum Glück umgeleitet. Auch danach finde ich den Weg wenig inspirierend, um ganz ehrlich zu sein, er nervt. Langsam beginnen sich die Knie zu beschweren. Wir kommen über den Wanderweg 23A zum Farmerkreuz und gehen auf dem Weg 23B immer weiter runter zum Zentrum von Dorf Tirol. Hier werden wir für unseren mühsamen Abstieg entschädigt, denn der weitere Weg verläuft auf dem Apfelwanderweg.
Wir wandern an Apfelbäumen vorbei mit Blick auf Schloss Tirol. Ist es noch weit? Ich bin ziemlich froh, als wir die Bushaltestelle im Zentrum von Dorf Tirol (573m) erreichen. Auch wenn die Knie etwas zittern, die Tour hat Mut für Touren mit 1.000 Höhenmeter plus gemacht.
Gut zu wissen
Die Tour zur Mutspitze ist eine mittelschwere Wanderung, die aufgrund der zurückzulegenden Höhenmetern etwas Kondition erfordert. Die Wege sind gut ausgebaut und einfach zu gehen. Bei Nässe können die Steinplatten mitunter rutschig sein. Der Startpunkt Kreuz Tirol ist mit Bussen von Meran gut zu erreichen. Wir sind vom Meraner Bahnhof mit der Linie 221 nach Dorf Tirol und von dort mit der Linie 222 nach Kreuz Tirol gefahren (einfache Fahrt, 1,50€). Einkehr ist an der Hochkopfhütte und an der Hochmuth Bergstation möglich.
Die Inspiration zur Tour hatten wir durch den Rother Wanderführer Rund um Meran*. Als Karte hatten wir die topografische Karte von Tabacco, Blatt 11 Meran und Umgebung* dabei.
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Klingt nach einer schönen Tour, danke für den Bericht! Auch wenn mir dieses Jahr der ‚Mut‘ für eine 1000HM+ Tour fehlt, als Südtirol-Liebhaberin aber notiert für konditionell bessere Zeiten ;-) Super Ausblick, schöne Idee das Video mit einzubauen! Macht echt Laune.
Freut mich, dass dir der Tourbericht gefällt. Hatte am Anfang auch erst mal Respekt vor den Höhenmetern. Lange Touren hab ich dieses Jahr noch nicht gemacht.
Das Geheimnis ist einfach immer weiter zu wandern ;).