[Buch-Tipp] Norwegen der Länge nach: 3000 Kilometer zu Fuß bis zum Nordkap

Norwegen der Lände nach: Buchcover

Norge på langs nennt sich die Fernwanderung die vom südlichsten zum nördlichsten Zipfel Norwegens führt. Eine festgelegte Route gibt es nicht, auch keine Beschilderung oder gar einen Wanderführer. Wer diese Weitwanderung machen möchte, braucht neben einer guten Planung, Kondition und Wetterfestigkeit auch die Fähigkeit sich in der Wildnis zu orientieren. Simon Michalowicz hat sich auf dieses Abenteuer eingelassen und ein lesenswertes Buch geschrieben.

Das Buch

Wie lange dauert es durch Norwegen zu wandern? 140 Tage, wenn man wie Simon von Kap Lindesnes in Südnorwegen bis zum Nordkap zu Fuß geht, 18 Tage wenn man das Buch liest. Das Lesen wäre auch schneller gegangen, doch ähnlich wie beim Wandern lohnt es, sich Zeit zu lassen und jeden Augenblick zu genießen.

Simons Buch beginnt mit einer E-Mail an Marie, einem Mädchen aus seinem Norwegischkurs für das er schwärmt. Aus den beiden ist nichts geworden, dafür hat seine Idee Norge på Langs, kurz NLP genannt, zu machen Gestalt angenommen. Er kündigt seinen Job und verbringt viele Abende mit der Planung. Auf einer Probewanderung durch Norwegen testet er sich und seine Fähigkeiten. Vor allem geht es darum ob er alleine zurecht kommt in der norwegischen Wildnis.

Das Buch Norwegen der Länge nach ist chronologisch aufgebaut. Ein sehr persönlicher Bericht, der immer wieder Nachrichten von Freunden zitiert. Als Leser wandere ich mit Simon los vom Kap Lindenes, quäle mich mit ihm durch den Regen über geteerte Straßen und freue mich als wir das Fjell, die skandinavische Bergwelt, endlich erreichen. Auf der Karte am Anfang des Buches verfolge ich unseren Fortschritt.

Simon ist kein Supersportler, kein Performer, er ist ein ganz normaler Mensch der gerne wandert, Norwegen liebt und einfach losgelaufen ist. Und genau das macht Simon für mich so sympathisch und bewundernswert. Sein Bericht ist ehrlich und nicht selten blitzen Zweifel durch. Simon schreibt davon wie er sich trotz schmerzenden Füßen immer wieder motiviert weiterzulaufen. Vom Alleinsein, dass in keinster Weise ein Synonym für Einsamkeit ist.

Darf bei keinem Reisebericht fehlen: Fotos.

Darf bei keinem Reisebericht fehlen: Fotos.

 

Natürlich gibt es Rückschläge, selbst bei der besten Planung läuft nicht immer alles wie gewünscht. Simon verliert sein Zelt und muss für Ersatz sorgen und Nachschubpakete bleiben im norwegischen Zoll stecken. Und gerade in diesen Momenten lernt Simon etwas, dass auch ich von meinen Reisen kenne: „Immer wenn etwas besonders Blödes passiert, geht es kurz darauf in irgendeiner Art und Weise besonders positiv weiter.“

Meist sind das die besonderen Begegnungen mit Menschen, die mit dem Auto anhalten um ihm ein kühles Bier in die Hand zu drücken oder ihn zum Abendessen einladen. Eine Schlüsselstelle des Buches ist die Begegnung mit der norwegischen Outdoorlegende Trond Strømdahl, der ihm den einzig sinnvollen Rat für solch eine Tour gibt: Spaß haben und das Draußen sein genießen. An diesen Rat hält sich Simon mit Erfolg.

Auch das Lesen macht Spaß, denn mit jedem geschafften Kilometer nimmt Simons Kondition und Selbstvertrauen zu. Ja, ich erwische mich selbst bei dem Gedanken eine Weitwanderung machen zu wollen. Meine längste Wanderung bisher war eine Woche auf dem nördlichen Kungsleden in Schweden. Noch heute macht mich die Erinnerung an diese Wanderung unglaublich glücklich. Wie ist das, wenn man nach hundertzwanzig Kilometern und einer Woche einfach weiterwandert? Drei Monate wirklich aus dem Rucksack lebt, den man jeden Tag mit eigener Kraft über die Wege trägt? Würde ich das schaffen, körperlich und psychisch? Ja, das Buch hat definitiv meine Lust auf Weitwanderungen geweckt.

Kungsleden im Herbst

Kungsleden im Herbst

Aus Simons Erzählungen wird deutlich, dass ein Projekt wie Norge på langs auch Glück erfordert. Glück, dass einem das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, das die ausgewählte Strecke begehbar ist, man nicht im Schnee stecken bleibt und dass die Gesundheit mitspielt.

Ja, an manchen Stellen wiederholt Simon sich, doch als Leser sieht man ihm das nach. Nur einmal, als Simon wieder einmal von seinen Cola-, Chips- und Pizzagelüsten erzählt denke ich, nicht schon wieder. Und dann lache ich plötzlich los, verdammt, genau so ist es auf Tour. Simons Sprache ist ungekünstelt, echt und ohne Superlative. Ein Reisebericht, wie Simon ihn auch persönlich in einer langen Nacht auf einer gemütlichen Berghütte erzählen könnte.

Simon Michalowicz mit seinem ersten Buch "Norwegen der Länge nach"

Simon Michalowicz mit seinem ersten Buch „Norwegen der Länge nach“

Obwohl ich schon bevor ich das Buch begonnen hatte weiß, dass Simon es zum Nordkap schaffen wird, fiebere ich mit. Hoffe, dass alles gut geht, dass steckengebliebene Pakete rechtzeitig am neuen Abholort ankommen und dass der Winter nicht zu früh im hohen Norden beginnt.

Besonders aufgeregt bin ich als wir den Kungsleden und später Innset erreichen. An beiden Orten bin ich selbst gewesen. Den Kungsleden durfte ich selbst in herbstlichen Farben bewundern. Und so erweckt bereits das Cover von Norwegen der Länge nach meine Reiselust. Kleiner Funfact, das Foto ist in Schweden und nicht in Norwegen entstanden.

Wer bisher noch nicht im skandinavischen Fjell wandern war, möchte spätestens nach der Lektüre von Norwegen der Länge nach loslaufen. Warum das so ist, wirst du spätestens auf Seite 228 lesen, einer meiner Liebslingsstellen des Buches. Und wer bereits Norwegen-Fan ist wird das Buch verschlingen.

Fazit

Norwegen der Länge nach ist ein ehrlicher und unterhaltsamer Reisebericht den ich jedem Norwegenfan und (Weit)wanderfreak empfehlen möchte. Simons Geschichte zeigt, dass man seinen Traum leben kann indem man anfängt, dran bleibt und ja, auch ein wenig Glück hat.

Norwegen der Länge nach: 3000 Kilometer zu Fuß bis zum Nordkap von Simon Michalowicz, Malik National Geographic, Taschenbuch, erschienen 2015, 272 Seiten, ISBN 978-3-492-40587-4.  Bei Amazon bestellen*

 

Das Buch wurde mir vom Piper Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank. Weitere Informationen zum Buch und Norge på langs findet ihr auf seinem Blog Simon på tur.

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