Leider sind die Berge von München aus zu weit weg, um nach Feierabend kurz mal auf einen Gipfel zu steigen und sich dabei die frische Bergluft um die Nase wehen zu lassen. Schade eigentlich, denn gerade wenn die Arbeitswoche sehr stressig ist tut eine kleine Auszeit besonders gut. Doch im Sommer ist eine Feierabendwanderung für Münchner durchaus machbar. Zum Beispiel auf den Laber (1.684 m) in den Ammergauer Alpen.
Möglich wird die Feierabendtour auf den Laber dank der Aktion Langer Donnerstag der Laber-Bergbahn in Oberammergau. In den Sommermonaten findet die letzte Talfahrt jeden Donnerstag erst um 22 Uhr statt. Den tollen Tipp habe ich von Gipfelglück-Autorin Stefanie, für die die Sommertour auf den Laber mittlerweile zur Tradition geworden ist. Zusammen mit ihr und Fräulein Draußen habe ich die Tour letzten Donnerstag zum ersten Mal gemacht.
Aufstiegsroute über den Labersteig
Wir fahren um 16:30 Uhr in München los. Das Auto parken wir an der Talstation der Laber-Bergbahn. Kurz vor der Station staut sich der Verkehr etwas, wir sind nicht die Einzigen mit der Idee zum Sonnenuntergang auf den Labergipfel zu steigen. Es ist heiß, deutlich über 30°C, trotzdem schnürren wir die Wanderschuhe und sind um 18 Uhr unterwegs. Eigentlich würde ich um die Zeit noch im Büro sitzen. Wieviel schöner ist es jetzt in den Bergen sein zu dürfen. Damit ich trotz übervoller Aufgabenliste so früh Feierabend machen konnte, hab ich den Tag davor länger gearbeitet und heute die Mittagspause ausfallen lassen. Fast hätte ich die Wanderung abgesagt, weil mir eine Deadline im Nacken hängt. Doch jetzt bin ich sehr froh, dass ich das nicht gemacht habe. Gerade wenn man im Beruf viel leisten soll, muss man mal kürzer treten und seine Prioritäten richtig setzen.
Wir entscheiden uns für die Route über den Schartenkopf, die auf dem Schild als „Nur für Gebübte“ bezeichnet wird. Der Weg ist laut Karte kürzer als der über die Soilaalm der auch am Ettaler Manndl vorbeiführt. Dafür ist unsere Variante steiler, kraxliger und aus unserer Sicht spannender. Bald biegen wir vom breiten Forstweg ab auf einen schmalen Steig durch den Wald.
Zum Glück verläuft der Aufstieg immer wieder im Schatten, die Hitze bleibt dadurch erträglich. In Serpentinen gehen wir eine Waldschneise hoch. An einer Kreuzung könnten wir uns nochmal für den Forstweg über die Soilaalm entscheiden, doch wir gehen weiter in Richtung Labersteig. Nun wird es auch langsam felsiger. Das Abendlicht ist wundervoll. Viel zu selten nehme ich die Sommerabendstunden in dieser Intensität wahr. Alle Sorgen der Woche fallen Schritt für Schritt von mir ab.
Auf dem Schartenkopf
Da ich Fotos mache, falle ich etwas zurück. Über mir höre ich Stefanie: „Aus diesem Grund machen wir das.“ Ich weiß sofort, dass die Aussicht bei den Mädels fantastisch sein muss. Stefanie zählt meine Schritte, ich gehe schneller, sie zählt schneller. Wir stehen auf dem Schartenkopf (1.636 m), zumindest glaube ich das, ein Gipfelkreuz gibt es nämlich nicht. In etwa einer halben Stunde geht die Sonne unter und wir haben einen fantastischen Rundumblick. Das Ettaler Manndl ist im warmen Abendlicht getaucht. Wir blicken auf die Notkarspitze, dahinter das Wettersteingebirge mit der Zugspitze.
Wir saugen das Panorama in uns auf, strahlen, frohlocken und sind einfach nur glücklich heute zum Laber wandern zu dürfen. Ich kann gar nicht genug bekommen von der Aussicht. Am liebsten würde ich hier den Sonnernuntergang verbringen, doch die Mädels haben Hunger und drängen weiter zum Laber. Der Labersteig führt hoch, dann wieder ein paar Höhenmeter runter und wieder hoch. Groß und orangerot sinkt die Sonne immer weiter. Der schmale Pfad nur für Geübte ist gut zu gehen, nicht wirklich ausgesetzt, auch wenn einige wenige Stellen mit einem Stahlseil gesichert sind.
Auf dem Labergipfel
Den Labergipfel kann man übrigens hören. Menschenstimmen werden immer lauter, wir sind fast da. So ganz sicher bin ich mir allerdings nicht, wo genau der Labergipfel nun war. Vielleicht sind wir dran vorbeigelaufen? Vor der Bergstation der Laber-Bergbahn sitzen Menschen im Gras und betrachten verzückt den Sonnenuntergang. Ein Fotograf hat sein Stativ aufgebaut, ich schieße meine Sonnenuntergangsfotos aus der Hand.
Wir finden einen Platz auf der Terasse der Berggaststätte. Leider sieht man von hier nicht den Sonnenuntergang, der auf der anderen Seite stattfindet. Dafür schaut man direkt auf die Zugspitze. Oben auf der Aussichtsplattform stehen weitere Menschen, die Sonne ist fast untergangen. Es ist ein Bilderbuchsonnenuntergang. Es gibt eine Panoramatafel mit deren Hilfe man das Berggipfelbestimmen üben kann. Der Laber ist vielleicht nicht der schönste Gipfel, durch die Bergbahn ist es relativ laut, doch die Aussicht ist großartig. Über das Estergebierge, Karwendel und Wetterstein kann man von hier oben bis zum Kaisergebirge schauen.
Kaum ist die Sonne untergegangen wird es überraschend frisch auf der Terrasse. Wir ziehen uns was über und feiern bei Schnitzel, Kasspatzen und Bier unsere Feierabendtour. Das Ettaler Klosterbier ist ziemlich lecker, das Schnitzel riesig und geschmacklich in Ordnung ohne überragend zu sein.
Talfahrt mit der nostalgischen Laber-Bergbahn
Es ist Viertel vor Zehn als wir uns in die Schlange für die Talfahrt stellen. Die Laber-Bergbahn ist übrigens die letzte noch verkehrende Großkabinen-Zweiseil-Umlaufbahn weltweit. Dabei hängen vier Fahrzeuge jeweils im Abstand von etwa tausend Metern am Zugseil. Die Gondeln verkehren ähnlich einem Paternoster im Kreis. Während jeweils in der Tal- und Bergstation die Gäste zu- und aussteigen, bleiben die Gondeln die sich in der Farbahnmitte befinden stehen. Die Laber-Bergbahn wurde 1957 in Betrieb genommen, die Gondeln scheinen immer noch aus dieser Zeit zu stammen, entsprechend nostalgisch kommt die ganze Seilbahn daher. Die nächtliche Fahrt ins Tal ist entspannend und schön, vor allem meine Knie freuen sich, dass sie es heute sehr einfach gemacht bekommen. Um uns herum ist es dunkel, nur die Sterne und die Lichter von Oberammergau scheinen.
Was für ein Glück seinen Feierabend in den Bergen verbringen zu können und einem wunderschönen Sonnenuntergang beiwohnen zu dürfen. Ich sollte mir viel öfter solche besonderen Auszeiten nehmen. Arbeiten kann man schließlich immer.
Gut zu wissen
Die Wanderung von der Talstation der Laber-Bergbahn in Oberammergau über den Schartenkopf und Labersteig dauert etwa zweieinhalb Stunden. Beim Langen Donnerstag fährt die Bergbahn in den Sommermonaten jeden Donnerstag bis 22 Uhr. Die Talfahrt kostet 9 Euro und wird nach der Fahrt in der Talstation bezahlt. Alle Informationen findest du auf der Website der Laber-Bergbahn. Dieses Jahr hast du bis einschließlich 27. August 2015 Gelegenheit dieses Angebot zu nutzen.
Warst du schonmal nach Feierabend auf dem Laber? Wie hat es dir gefallen? Kennst du noch weitere Feierabendtouren die von München aus gut zu machen sind? Verrate es mit in den Kommentaren.
Wirklich tolle Fotos, Sonya!! :)
Vielen Dank, Simone. Das Abendlicht war auch fantastisch.
Wow, dieses Abendlicht ist echt klasse, und die Stimmung hast du gut eingefangen! Wenn ich nicht zusätzlich noch den Weg von bzw. nach Freising hätte, würde ich da gerne auch mal mitkommen…
Vielen Dank, Rebecca. Mal schauen ob diese Tour auch für mich eine Sommertradition wird, dann geb ich dir nächstes Jahr Bescheid.